Kapitel 1 | Ränder
Erzählung von Eva Maria Leuenberger
die zöpfe
es ist so: still, vielleicht, und dunkel.
kälte krümmt den rücken über das herz,
wärmt sich die hände
in den leerstellen der zeilen.
es ist so: niemand erbt den hof hier noch.
die zöpfe
salzen den boden,
sagt man
& deine zöpfe
sind länger als die zeit,
verborgen hinter den falten,
dem tuch auf deinem kopf.
es ist so: so ist es.
bis die geschichten sich leeren.
schau –
schau.
radier die zeit –
und die jahre
flechten die haare rückwärts
bis der apfelbaum die wurzeln einzieht
& die früchte in den fragen verschwinden.
so ist es.
still, vielleicht
zum ersten mal.
die gebeine warten
und das kind
(das kind)
öffnet die zöpfe
spuckt die kerne in die bilder,
spricht die neuen worte
und springt.